Vortrag im Künstlerhaus Büchsenhausen, Innsbruck

JENSEITS DES BIOTOURISMUS: Kunst und Medizin im Dialog

Symposium

Fr 15. Mai 2009, 18.30 Uhr

TeilnehmerInnen: Vincent Barras, Cornelius Borck,

Christina Lammer, Tamar Tembeck

Christina Lammer

Skalpellmalerei: Günter Brus’ Narbenlehre

In einer exemplarischen Studie mit dem Wiener Aktionisten Günter Brus habe ich das Verhältnis zwischen Körper und Selbst untersucht. Günter Brus. Kleine Narbenlehre zeigt den Künstler als Patienten in der Umgebung eines Krankenhauses. Er hatte Krebs und Teile seines Magens wurden chirurgisch entfernt. Günter Brus verarbeitete seine Eindrücke in einer Grazer Klinik in der Form von zwei Bilddichtungen. Er stellte Schnappschüsse zusammen, die ihn im Operationstheater während einer Narbenbruchoperation mit eröffnetem Leib zeigen. Die Fotos kombiniert er mit kurzen Gedichten. Im Buch Kleine Narbenlehre vergleiche ich seine selbstverletzenden künstlerischen Aktionen in den 1960er- und 70erjahren mit den chirurgischen Operationen in den späten 90erjahren. Der Körper des Künstlers wird in seiner Verletzlichkeit dargestellt – sich konstant verändernd. Er ist verwundet und seine Grenzen sind offen.

Scalpel Painting: Günter Brus’ Theory of Scars

In an exemplarily study with the Vortrag internationally renowned Austrian artist Günter Brus I examined the relationship between body and self and how it is mediated. Günter Brus. Kleine Narbenlehre shows the artist as patient in the environment of a hospital. He had cancer and parts of his stomach had been surgically removed. Günter Brus documented his impressions at the clinic in Graz in the form of two Bilddichtungen, putting together snapshots, showing himself in the operating theatre and beyond, combining photographs with short poems about his experiences. In the book Kleine Narbenlehre Günter Brus’ artistic self-injuring performances in the 1960s and 70s are compared with surgical operations he needed in the late 1990s. The artist’s body is displayed in its liminality – in constant flux and transition. He is wounded and his boundaries are broken.

Zeichnung: Günter Brus, 2005

Buchcover: Kleine Narbenlehre, 2007

Foto: Christina Lammer, 2013